BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


8. Mai 2017

DEWEZET: Ende der Baumalleen in Sicht

Ein ausgesprochen lesenswerter Artikel von Joachim Zieseniß wird morgen in der DEWEZET stehen und ist jetzt schon unter https://www.dewezet.de/region/weserbergland/bodenwerder_artikel für Abonnenten frei und sonst für 20 Cent zu lesen. Lohnt sich, denn es beschreibt genau das, vor das wir seit vielen Jahren warnen.

Vor 14 Jahren habe ich eine Broschüre zum Thema Baumunfälle auch Sicht des Natur-/Landschafts- und Verkehrsunfallschutz geschrieben. Ein schwieriges Thema aber die "Baum weg" Kampagne zur Verkehrssicherheit hat immer noch dieselben Denkfehler und setzt an den falschen Hebeln an. Das Problem ist die Schnellfahr"unkultur" in unserem Land. Das die Menschen deswegen nicht allein an Bäumen sterben sondern vielfach Unschuldige in den Tot reißen, schreibt die DEWEZET gerade heute wieder. (Seite 5 - zwei Tote (unschuldig) bei Überholmanöver).

Leider konnten sich unsere Argumente nicht durchsetzten bzw. fanden keine wesentlichen Unterstützer. Wir hauen lieber die Bäume weg, als uns mit ernsthaften Maßnahmen für eine vernünftige Geschwindigkeitsmoral auf unseren Straßen zu sorgen. Müssen wir halt mit den Folgen leben...

Die Infosammlung dazu mit dem BUND-Sonderheft "Baumunfälle" findet Mann/Frau etwas weiter unten als download.

2. August 2015

Unfallbilder am Tag danach:

Am Samstagabend ereignete sich in der Deisterstraße ein schwerer Verkehrsunfall. Ein Sportwagen zerschellte am Straßenbaum. Hintergrundinfos unter: http://www.dewezet.de

Auch hier hatten nicht die Bäume die Schuld. Problem ist die Geschwindigkeit und das Verhalten des Fahrers hinter dem Steuer.

15. Mai 2011

Man kann Gutes wollen und Falsches tun....

Schlagzeile: "Bäume gehören nicht mehr an die Straße"

In einer ganzseitigen Hintergrundseite berichtet Ulrich Behmann noch einmal in der ihm eigenen Art zum Thema Baumunfälle und lässt dem "Erfolg" verkünden: Seit dem 20. Dezember zwingt demnach eine neue Richtlinie die Behörden zum Handeln.

"So schön, wie sie auch anzusehen sind, Bäume gehören nun einmal nicht mehr unmittelbar an den Rand unserer heutigen Straßen. Sie stellen eine viel zu große Gefahr dar", so dann der Wortlaut des Leiters der Straßenbaubehörde.

Jetzt wird also die Finanzschraube angesetzt, um Kommunen zu zwingen, künftig auf Bäume am Straßenrand zu verzichten. Dabei beschreibt der Artikel auch die Wirksamkeit von Tempo 70 am Beispiel der Platanenallee in Grohnde.

Die Straßenbauverwaltung wird jetzt im Hintergrund arbeiten. Die Auswirkungen werden schleichend zu spüren sein.

Eine lokale "Gegenbewegung", die die Argumente unseres BUND-Positionshefts "Baumunfälle" aufgenommen oder zumindest diskutiert hätte, ist entweder politisch nicht vorhanden oder berichterstattungsmäßig nicht wahrzunehmen. Dabei gäbe es durchaus Alternativen: Tempolimit, Kontrolldichte, Bußgeldhöhe... Alles ist aufgezeigt in unserem Postionsheft. Aber würde sich dann nicht die Schnellfahrlobby wortgewaltig melden? "Killerbäume" können das nicht und die Argumente aus dem Kreis der "Killerbäumeschützer" kann man auch als Zeitung mit dem Anspruch auf differenzierte Berichterstattung getrost ignorieren.

Dass es auch andere Meldungen / Sichtweisen gibt, beweist z.B.  eine Pressemitteilung der Landtagsgrünen Niedersachsen vom 20.02.2011, die ich nachfolgend einstelle.

Dewezet-Bericht vom 14. Mai 2011 - Hintergrund Bäume-Straße

Andere Sichtweise: die B90/Grüne im Nds. Lantag:

PRESSEMITTEILUNG von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Niedersächsischen Landtag NR. 63 - Datum: 20. Februar 2011:   Stellungnahme des Bundesumweltministeriums unterstützt Baumschutz beim Straßenbau - Kahlschlag von Alleebäumen in Niedersachsen verhindern

 

Die Landtagsgrünen sehen sich durch eine aktuelle Stellungnahme des Bundesumweltministeriums in ihrer Kritik an den Plänen der Landesregierung zur Abholzung von niedersächsischen Straßenbäumen bestätigt. Der verkehrspolitische Sprecher Enno Hagenah bezeichnet es als "Baum-Frevel", dass die hiesigen Verkehrssicherheitsplaner Bäume an allen Straßen im Land als "gefährliches Hindernis" einstufen würden. Der Grünen-Politiker verwies auf Aussagen von Verkehrsminister Bode, wonach das Land kein Fördergeld mehr bei Straßenumbauten oder Neubauten vergeben will, wenn Bäume mit weniger als 7,5 Meter Abstand an der Fahrbahn stehen. "Dankenswerter Weise stellt das Berliner Ministerium jetzt klar, dass die Richtlinie, auf die sich die Landesregierung beruft, lediglich für technische Hindernisse gilt, jedoch nicht für Straßenbäume und Alleen", sagte Hagenah am Sonntag (heute) in Hannover.

Die Landesregierung beruft sich dabei auf die "Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme" (RPS 2009). Aus der Stellungnahme des Bundesumweltministeriums jedoch geht hervor, dass für Straßenbäume und Alleen die "Empfehlung zum Schutz vor Anprall auf Bäume" (ESAB 2006) gilt.

Allein bei acht von derzeit 43 angemeldeten Bauprojekten an Kreisstraßen drohe der "massive Einsatz der Kettensäge", sagte Hagenah. Und das sei nur der Anfang, denn langfristig wären bei unveränderter Gültigkeit und Anwendung der neuen Vorgaben alle niedersächsischen Straßenbäume, die außerhalb von Ortschaften weniger als 7,5 Meter von der Straße entfernt stehen, zur Abholzung frei gegeben.

"Die Bundesregierung unterstützt unsere Argumentation für ein Baum schonendes Vorgehen im Zusammenhang mit dem Straßenbau", sagte der Grünen-Politiker. Angesichts etlicher drohender Abholzungen an Alleen in Niedersachsen forderte Hagenah die Landesregierung auf, die RPS nicht mehr auf Bäume anzuwenden. Der Grünen-Politiker verweist dazu auf eine Plenarinitiative seiner Fraktion, die sich für den Erhalt der Straßenbäume einsetzt. Danach wäre die Beseitigung der Bäume nur die letzte Möglichkeit, nachdem alle anderen Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen, Kontrollen oder Leitplanken angewendet wurden. In bereits vorhandenen Alleen könnten Baumlücken sogar im bestehenden engen Straßenabstand nachgepflanzt werden.

Bündnis90/DIE GRÜNEN im Landtag Niedersachsen

Andere Sichtweise: BUND-Broschüre Baumunfälle

Weitere Meinungen:

Rückmeldung zu "stumme Killer"

a) Antwort von Frau Breloer, die den Behmann-Artikel übersandt bekommen hatte:
"...das ist absolut unglaublich. Ich dachte, das Thema wäre durch. (s. Anhang). Man muss doch die Zahl der Toten im Verkehr an Bäumen und im übrigen Verkehr in Relation setzen. Wegen der vielen Unfälle in scharfen Kurven müssten dann auch alle Kurven in Deutschland begradigt werden. Wegen der vielen Unfälle bei Nebel, müsste der Nebel verboten werden, ach nein, aber ein Fahrverbot bei Nebel ausggesprochen werden. Ich werde das Thema wohl mal wieder aufgreifen müssen. Es ist schon traurig, wo wir hinkommen. Viele Grüße Helge Breloer

Anhang: Zweifelhaftes Rechtsgutachten


b) Antwort von Katharina Brückmann, BUND Mecklenburg-Vorpommern:

Die Stellungnahme, die der BUND damals zur ESAB geschrieben hat und die ESAB (Entwurf) selbst, die so aber nicht rechtsverbindlich ist. Vielmehr gibt es jetzt ein weiteres Übel, die Richtlinie Passiver Schutz auf Straßen (RPS), die nach meinem Wissen im Januar 2011 auch für die Straßenbepflanzung auf alle Fälle an Bundesstraßen Anwendung finden soll. Der damalige Bundesverkehrsminister Tiefensee hat sie erarbeiten lassen für Bundesstraßen und Autobahnen und die meisten Landesverkehrsminister haben sie für den Geltungsbereich der Landesstraßen übernommen (4,50-8m Pflanzung vom Straßenrand). Das würde das "Aus" für die Neuanpflanzungen an Bundes- und Landesstraßen bedeuten. Wer hat schon das Geld, soviel Land zu kaufen und dann auch noch zu pflegen. Und sind es noch Alleen, wenn die Bäume so weit vom Straßenrand entfernt stehen?
... Wärend die ESAB viel diskutuert wurde, fand die Erarbeitung diese Richtlinie eher im Stillen statt. Vom Titel her kann man ja auch nicht gleich auf Bäume schließen. Nun gilt es, Schadensbegrenzung zu betreiben!

Hintergrundinformationen:

- Vortrag Vizepräsident FLL bei den Arnsberger Umweltgesprächen April 2006 mit sehr guten Hintergrundinformatione

- BUND Stellungnahme aus 2004 zur ESAB

2. November 2010

"Stumme Killer am Straßenrand" Dewezet Bericht vom 01.11.2010

Bäume töten keine Menschen! Um ein „Killer“ zu sein, erfordert es aktives Handeln gekoppelt mit niederen Beweggründen. Das weiß auch der DEWEZET-Reporter Ulrich Behmann, wenn er vom „tödlichen Grün“ und dem „auslöschen“ einer Kleinstadt mit 23.000 Menschen spricht. Allerdings setzt er mit der gesamten Diktion des Artikels tatsächlich Menschen auf die Anklagebank.


Sehr emotional, bildhaft, polarisierend, einseitig aber auch unmissverständlich legt er die Verantwortung für den „Tot am Baum“ in die Hände derjenigen, die sich für den Erhalt von Straßenbäumen einsetzten, diese gepflanzt haben oder in irgendeiner Weise Verantwortung für die Gestaltung unseres Straßenraumes übernommen haben. Kann man über so etwas diskutierten?

Nein, denn mit „Killern“ diskutiert man nicht.

Für mich ist dieser Artikel ein Musterbeispiel für manipulative Berichterstattung. Agitation in Reinkultur. Es gibt keinen journalistischen Unterschied zwischen Bericht und Kommentar, beides ist nahtlos in eine Richtung aufeinander abgestimmt und lässt keinen Raum für eine andere Sichtweise.

Als  „Baumschützer“ ist man chancenlos, weil eine Atmosphäre erzeugt wird, die eine sachliche differenzierte Betrachtung oder gar eine andere Meinung nicht zulässt.

Dennoch ist die Kernaussage des Artikels falsch. Es ist keine Lösung die Straßen baumfrei zu machen, denn das wäre die Konsequenz. Zwar böten Landstraßen (polarisieren wir doch auch einmal) mit der verkehrstechnischen Gestaltung einer Formel-1-Rennstrecke kein Unfalllagebild Baumunfälle mehr. Das dadurch aber die Unfallzahlen sinken ist unwahrscheinlich, sie verlagern lediglich die Unfallsituationen. Die Wurzel des Problems liegt in der zu hohen Geschwindigkeit auf unseren Straßen. Das Verkehrsverhalten setzt die Ursache für den Verkehrsunfall.

Ausgeblendet werden gleichzeitig die Folgen so einer Landschaftsveränderung auf unsere Heimat, auf die Biodiversität, auf das Klima und vieles mehr. Die Zusammenhänge sind wesentliche komplizierter, als sie Herr Behmann in seinem Bericht darstellt.

Als BUND haben wir uns schon im Jahre 2003 mit einer eigenen Broschüre mit dem Thema Baumunfälle  auseinandergesetzt. Vergleichen sie doch einfach mal den Stil und die Argumente. Sie finden diese Broschüre hier: Baumunfälle - was tun?

DEWEZET-Bericht vom 01.11.2010

Hintergrundinformationen

http://www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/themen_und_projekte/alleenschutz/

Reaktionen 1

Im Wesioforum wurde ein Diskussionbeitrag eingestellt, den ich hier einmal wiedergeben möchte:

Ubeh hat vorgedacht und klare Stellung bezogen: der Baum, gerade der am Strassenrand sinnlos rumlungert, muss weg.
Alzuoft verheddeddert sich der forsche Fahrer in seinem Geäst oder wickelt sich gar um seinen Stamm. Diesem Malör ist zu gegegnen: durch weitgehende Baumfreiheit unserer nunmal durch Wege, Strassen, Umfahrungs-und sogar Schnellstrassen bestimmten Landschaft. In diese gehört kein Baum, wennschon dann abweisend stahlummantelt.Gesträuch ist dagegen erwünscht, das bremst, den in seinem Automobil zum Geschoss gewordenen, Menschen auf Abwegen.
"Baumunfälle" sind ohne Zweifel tragisch, aber rechtfertigen sie ein ausgeräumte Landschaft im Stahlkorsett? Der Baum am Strassenrand ist nicht ursächlich für verheerende Unfälle verantwortlich zu machen, der Umgang mit unserem "heiligen Blechle" sehr wohl: 100 per h erlaubte km sind für viele Kreisstrassen schlicht zu viel, die Unfallstatistik spricht Bände.Gerade nächtens in herbstliches Dunkel und Nässe gehüllt, empfinde ich persönlich 70 km/h der Verkehrsicherheit gerade mal eben zugänglich. Gerade aus auch in Sachen Wildtier, das unsere Wege kreuzen will, denen wir überhastet längs folgen, wie wir meinen, mit dem Recht des Stärkeren.Dieser Hast muss seitens des Gesetzgebers Einhalt geboten werden, mit durchgängigen Geschwindigkeitsvorgaben von max. 80km/h max. 70 KM/h nächtens auf Landstrassen ließen sich einen Menge Unfälle vermeiden, ohne Verlust an Mensch und Baum.
Herr Behmann mag die hindernisfreie automobil-angepasste Landschaft präferieren - ich plädiere für den seiner Umwelt angepassten und entschleunigten Menschen. Mögen wir allesamt ungehelligt am Ziel ankommen.
Ps: Herr Behmann verfasst einen Artikel zum Thema und kommentiert sich am Ende selbst. Herrlich, ein Stück blanke Provinz-Postillen-Posse.

Wer mit diskutieren möchte, der hat die Möglichkeit dazu unter:

http://www.wesio.de/forum/

Reaktion 2

Zwei Leserbriefe in der DEWEZET vom 06.11.2010:

Reaktion 3

Zwei weitere Leserbriefe...

Quelle: http://archiv.bund-hameln-pyrmont.net/themen_und_projekte/verkehrter_verkehr/baumunfaelle/