Hamelns Stadtplaner geht...
Wolfgang Kaiser hatte an seinem letzten Arbeitstag zu einer Verabschiedung ins Rathaus eingeladen und auch der BUND war erwünscht. Vielleicht lag es daran, dass es keine offizielle Feierstunde der Stadt (warum eigentlich nicht?), sondern eine private Veranstaltung war. Ich habe mich über die Einladung von Wolfgang Kaiser gefreut. Verbindet uns doch seit mehr als 20 Jahre das Ringen um den richtigen Weg bei der Entwicklung unserer Stadt.
Ich denke dabei gerne an die positive Aufbruchstimmung von damals: "Stadt für Kinder", das Hameln Konzept: Strategie für die Stadtentwicklung 1992 - 2002. Aus der Feder des Stadtplaners Kaisers, ohne teure fremde Planungsbüros, das hätte der große Wurf für Hameln sein können.
Damals gab es Aufbruchstimmung. Jung waren wir und voller Hoffnung nach der Altstadtsanierung einen ähnlich zukunftsweisenden Weg im Einklang nicht mehr nur mit der Geschichte unserer Stadt, sondern diesmal mit den Ansprüchen von Umwelt und Natur (für die Zukunft unserer Kinder) zu finden. Nicht nur der BUND, sondern viele ehrenamtliche und soziale Verbände stützten damals mit der Arbeitsgemeinschaft "Stadt für Kinder" die Idee.
Kennt jemand eigentlich unser derzeitiges Stadtmotto?*
Diese Grundidee scheiterte tragisch und stellt wohl die größte Niederlage nicht nur des Stadtplaners Kaiser dar. Erste ökologische Ansätze (wie das Baugebiet Rotenberg Ost mit seiner Kombination vom Mehrfamilienhäusern und Individualwohnungsbau oder der Arbeitskreis Agenda 2010 damals) fanden keine Weiterentwicklung in unserer Stadt. Der Zug der Stadtentwicklung wählte die andere Weiche und fuhr nun in eine falsche Richtung. So trennten sich dann auch die Wege des BUND und des Stadtplaners Wolfgang Kaiser. Hottenbergsfeld, ECE, Fußgängerzonensanierung, Riesackweg, ...
Alles das hatte nichts mehr gemein mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes, der Verantwortung für die Schöpfung oder einem eigenen Weg der Stadtplanung, unabhängig vom Mainstream der Kommerzialisierung und dem Ausliefern an Großinvestoren und Konzerne.
Die Verantwortung für diesen falschen Weg liegt auf vielen Schultern. Herr Koss, Herr Schoormann, Herr Güsgen, ... viele, die auch jetzt noch das Sagen haben, wendeten das Blatt.
Zu Wolfgang Kaiser blieb ein kleines Band des Verständnisses füreinander und die Fairness sich gegenseitig anzuhören, auch wenn die offiziellen Meinungen weit auseinander waren. Dafür mein Dank und der Respekt dafür, dass er, verwurzelt in dieser Sadt, das Gemeinwohl und nicht den persönlichen Profit im Sinn hatte.
Persönlich somit alles Gute und die kleine Hoffnung, dass der Fachmann mit viel Erfahrung und Hintergrundwissen vielleicht doch wieder auf die richtige Seite wechselt.
Ralf Hermes
P.S.: Kaisers Abschied war auch Thema im Radiowecker mit Hagen Wolf und Werner Bergmann. Nachzuhören unter: http://www.wesio.de
* Stadtmotto zu finden in den Pressebeiträgen unten. Ob es noch aktuell ist, weiß ich leider nicht.