Bäume messen, was für ein Quatsch?
Ehrlich, es wäre schön, wenn wir so einen Mist nicht bräuchten. Mit dem Maßband loszuziehen um abzumessen, welchen Stimmumfang ein Baum in ein Meter Höhe hat. Bei 79 cm kann man tun was man will, bei 81 cm kommt die Bürokratie und ich muss mich mit der Stadtverwaltung rumplagen.
Für Grundstückseigentümer ist das ein Eingriff in die Freiheit des Eigentums, lästig, bürokratisch, … Unsinnig?
Die andere Seite: (Fast) alle wollen eine möglichst grüne Stadt – ganz viele Menschen lieben Bäume und freuen sich an ihrem Anblick. Der positive Effekt, den Bäume und Grün gerade in Städten haben, ist hinreichend beschrieben. Da spielen auch Emotionen eine große Rolle.
Wie aber wägt man Einzelinteressen und Gemeinwohlinteressen gegeneinander ab. Regeln muss ich immer nur dann etwas, wenn es Streit gibt.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es Grundstückseigentümer gibt, die keinerlei Skrupel haben selbst hundertjährige große gesunde stadtbildprägende Baume umzuhauen, wenn sich die rechtliche Möglichkeit bietet. Eigenverantwortung und Gemeinsinn sind hier auf der Stufe 0. Es handelt sich hier um Bäume, die schon lange stehen, von den Vätern/Müttern gepflanzt, verwurzelt nicht nur im Boden, sondern auch im Stadtbild und der Geschichte unserer Stadt.
Für solche Fälle (Beispiel Fischerhof) braucht man dann halt gesetzliche Regelungen. Die neue Baumschutzsatzung ist ein sehr guter Kompromiss zwischen den verschiedenen Ansprüchen. In der Umweltausschusssitzung dazu hatte sogar der FDP-Vertreter zugestimmt. Herr Zemlin aber kocht das Thema jetzt hoch. Ich habe den Vortrag des Rechtsanwaltes zu dem Thema gehört und war erschüttert, wie ein studierter Jurist Sachverhalte überspitzt und verzerrt darstellt. Aber wenn man extrem gegen etwas ist, dann kann man es, je nach Persönlichkeit, so tun. Es steht jedem auch der Weg zum Gericht offen, um dort etwas überprüfen zu lassen.
Es steht jeden aber auch frei, zu bewerten, was die FDP dort macht. Sie profiliert sich im Wahlkampf als Anwalt von Grundstückseigentümern, die ihre absolute Freiheit behalten wollen. Das Eigentum auch verpflichtet, spielt da keine Rolle. Die Mächtigen und Besitzenden – um die geht es hier, wollen sich nicht einschränken lassen. Auf diesen Punkt muss man es bringen! Wenn liberal heißt, das der Stärkere seine Macht keinesfalls beschränken lassen will, dann hat das für mich nichts mir Freiheit in einem positiven Sinne zu tun. Es bedeutet dann nämlich auch die Unfreiheit des Schwächeren / der Allgemeinheit.
Die Baumschutzsatzung war ein Kompromiss. Die Chance, hier ein klares Zeichen für einen positiven Umgang mit dem Grün in unserer Stadt zu setzten, wir zerredet, vielleicht auch zerklagt. Hameln zeigt sich von seiner finsteren (magentagelben) Seite. Schade. (Ralf Hermes)