8. November 2010

Radiointerview aus dem Wendland

Radiomeldung

Bildergalerie: Demo-Dannenberg 06.11.2010

Teilnehmerverlaufsbericht und Kommentar zur Demo in Gorleben

Am Samstag sind etwa 100 Menschen aus Hameln und Umgebung in zwei Bussen nach Gorleben gefahren, um an der größten je stattgefundenen Anti-Atom-Demonstration im Wendland teilzunehmen. Es waren alle Altergruppen vertreten, vom Schüler über Menschen mittleren Alters bis hin zu Menschen im Rentenalter. Alle wollten mit ihrer Teilnahme an dieser Demonstration etwas bekunden und haben dafür Kosten und einige Mühen in Kauf genommen: Ablehnung der Nutzung der Atomkraft, wegen der damit verbundenen Gefährdungen für das menschliche Leben und stattdessen schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien. Die Organisation der Demo war ausgezeichnet, sowohl im Kleinen, die Anreise mit dem Bus betreffend, als auch im Großen, in Hinsicht auf die gesamte Veranstaltung. Verschiedene Gruppen, Vereine, politische Parteien und auch Privatleute hatten Infostände aufgebaut und Handzettel mit Infos verteilt. Die Redner der Kundgebung auf der Bühne waren für die meisten Teilnehmer, aufgrund der imens großen Anzahl von Menschen, nicht zu sehen aber trotzdem über die vielen Lautsprecher gut zu hören. Für Unterhaltung haben verschiedene Musikgruppen mit teils politischen Songtexten gesorgt. Trotz der vielen Menschen - Schätzungen von 25000 bis 50000 waren zu hören - verlief die Demomstration friedlich und ohne gefährliches Gedränge. Konkreter Anlass für die Demo war der gerade stattfindende Transport von radioaktivem Müll zur Zwischenlagerung in Gorleben (Castor-Transport) und die Absicht der Regierung dort, trotz erheblicher gegensprechender Fakten, die strahlenden Rückstände für tausende von Jahren vergraben zu wollen (Endlager). Der größte Antrieb für viele Teilnehmer, die teils bisher noch gar nicht an solchen Demonstrationen teilgenommen hatten, war sicher die fassungslose Unzufriedenheit mit der aktuellen Energie- und Atompolitik der Regierung. Die Art und Weise, wie selbst demokratische Organe, wie der Bundesrat und eigentlich auch die Abgeordneten des Bundestages, umgangen werden. Umgangen werden, z.B. mit Geheimverträgen, um eine Politik durchzusetzen, die offensichtlich nur die Profit-Interessen der Marktbeherrschenden Energieversorger und AKW-Betreiber befriedigt, zu Lasten der Bürger.

Die Meinungs- und Gefühlslage: Bei grundlegenden Themen, die große Risiken beinhalten und ggf. die Lebensumstände aller grundlegend verändern können, darf eine Regierung nicht entgegen der Mehrheit der Menschen wirken. Dass die Regierung vormals mehrheitlich gewählt worden ist, reicht den Menschen nicht als Legitimation, wenn die Auswirkungen weit-weit über den Zeitraum einer Legislaturperiode hinaus gehen. Wenn, klar und offensichtlich belegt, durch viele Umfragen (Demoskopie) und große Demonstrationen, die Mehrheit der Bevölkerung eine grundlegend andere Politik will, dann wird erwartet, dass dem im Regierungshandeln Rechnung getragen wird. Die "Repräsentanten" des gesamten Volkes haben sich danach zu richten. Die große Mehrheit will keine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und keine Festlegung nur auf Gorleben als mögliches Endlager. Zumal heute die Alternativen so augenscheinlich und kalkulierbar vorhanden sind, wie es vor einem Jahrzehnt noch nicht einmal der Fall war, als der Atom-Ausstiegsbeschluss gefasst wurde. Das große Mehrheit will auch die schnelle Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien und zwar vorrangig in Form von vielen kleinen verteilten Anlagen (dezentral). Statt der heutigen Monopolstruktur, bestehend aus nur vier großen Versorgern, sollen viele kleinere Erzeuger und Anbieter entstehen. Nur diese "Demokratisierung der Energieversorgung" bewirkt zukünftig stabile Preise. Sonne, Wasser, Wind, Erdwärme und Biomasse sind heimische Ressourcen und müssen nicht importiert werden, das sorgt zudem für Unabhängigkeit und regionale Wertschöpfung.

Georg Neulen

06.11.2010 Demo in Dannenberg - Weserberglandbus

Der Castor kommt oder die ungelöste Frage der Endlagerung.

Am 06.11.2010 beginnt um 13:00 Uhr in Dannenberg die Auftaktkundgebung für die Proteste gegen den Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben. Das Anti-Atom-Plenum-Weserbergland ruft zusammen mit BUND, SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur Teilnahme an der Demonstration auf. Es werden Busse eingesetzt. Die Kosten belaufen sich pro Person auf 15,00 € Normalpreis, 10,00 € ermäßigter Preis und 20,00 € für alle, die einen Solidaritätsbeitrag leisten können und möchten. Anmeldungen nimmt das Umweltzentrum Hameln per Telefon (05151 – 13671) oder e-mail (umweltzentrum-hameln@online.de) entgegen.

Aufruf Weserbergland als PDF

Wenn zuhause die Badewanne überläuft, drehen wir den Hahn zu. Seit 1957 wird in deutschen Atomkraftwerken hochgiftiger radioaktiver Abfall produziert. Die symbolische Atom-Badewanne ist längst übergelaufen. Es gibt in Deutschland kein sicheres Endlager. Das DDR-Endlager Morsleben ist einsturzgefährdet, was die frühere Bundes-Umweltministerin Merkel jedoch nicht davon abhielt, zu ihrer Amtszeit weiterhin Müll dort einzulagern. Die Asse säuft ab, Schacht Konrad wurde nicht wissenschaftlich auf seine Eignung geprüft und Gorleben droht das gleiche Schicksal wie der Asse. Weitere Standorte werden erst gar nicht in Betracht gezogen weil – wie der niedersächsische Umweltminister Sander (FDP) betont – in die Erkundung von Gorleben schon zu viel Geld investiert wurde. Auf Kosten des Steuerzahlers muss der Abfall nun aus den ungeeigneten Endlagern wieder herausgeholt werden. Und das nur um den Müll anschließend in das nächste ungeeignete Endlager zu verbringen? Die amerikanische Frauenrechtlerin Rita Mae Brown sagte einmal: „Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Resultate erwartet.“ Nach mehr als fünfzig Jahren weltweiter Suche nach einem geeigneten Endlager sollte man sich endlich mit der Wirklichkeit abfinden und realisieren, dass es ab jetzt für mehrere hunderttausend Jahre notwendig sein wird, den von uns in nur 50 Jahren produzierten Atommüll unter Beobachtung zu halten und ihn regelmäßig in neue strahlungssichere Behältnisse umzulagern. Die gegenwärtig genutzten Castor-Behälter halten jedenfalls offiziell nur 40 Jahre. Die logische Konsequenz aus dieser Erkenntnis kann daher auch nur lauten, alle Atomkraftwerke so schnell wie möglich abzuschalten statt weiterhin Müll zu produzieren und die Badewanne zum Überlaufen zu bringen.   

Für das Anti-Atom-Plenum-Weserbergland

Britta Kellermann

0151-53362608

b.kellermann@gmx.de



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